Den ganzen Reichtum der Orgel im Kopf

Gerd Wachowski in Zwiesel
Gerd Wachowski in Zwiesel

Zwiesel: Was für die meisten Instrumentalisten leider aus der Mode gekommen ist, wird auf der Orgel seit Jahrhunderten gepflegt: Die Kunst der Improvisation, also das Erfinden und  Spielen von Musik aus dem Stegreif.
Obwohl diese Kunst auf der Orgel gepflegt wird, können das beileibe nur wenige Organisten wirklich - vor allem Organisten aus Frankreich.
In Deutschland gibt es zwei ganz hervorragende Improvisatoren: den langjährigen Organisten der Marienbasilika Kevelar, Wolfgang Seiffen, und Prof. Gerd Wachowski von der Musikhochschule Frankfurt/Main.
Letzterer war auch langjähriger Stadt - & Bezirkskantor an der St. Jakobskirche in Rothenburg ob der Tauber.
Nun hat der Förderkreis "Klingende Kirche" ihn zu den Zwieseler Orgeltagen eingeladen!

Über Internet und bis eine halbe Stunde vor dem Konzert am letzten Sonntag konnte man Themen einreichen, über die Herr Prof. Wachowski improvisieren sollte.
Auf dem Programm stand sozusagen das Gerüst, welches er mit einer Auswahl der gegebenen Themen ausfüllte.
Das barocke Concerto zu Beginn enthielt die drei Lieder "Sonne der Gerechtigkeit", "Großer Gott wir loben Dich" und "Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren" - schwungvoll, schön klar artikuliert und geschickt registriert.
Man konnte im Laufe des Abends alle möglichen Formen, kombiniert mit bekannten Kirchenliedern und anderen Themen hören.
Faszinierend, wie er die große Orgel der Zwieseler Stadtpfarrkirche souverän beherrschte.
Zu den Höhepunkten des Konzertes zählte "Spiel mit den Pfeifen - Orgel im modernen Klanggewand" mit dem Lied "Kommt herbei, singt dem Herrn" mit rhythmischen Raffinessen und ungewohnten Klängen und Harmonien, oder ein Trompetenkonzert mit der Bayernhymne.

Einen fulminanten Schlusspunkt setzte der Solist mit seinen Symphonischen Variationen über "Wer nur den lieben Gott lässt walten", mit denen er die romantische Seite der Eisenbarth-Orgel herausstellte.
Als Zugabe gab es das Abendlied "Hinunter ist der Sonne Schein".
Man sollte Herrn Prof. Gerd Wachowski in die Rubrik der Künstler aufnehmen, die man unbedingt wieder einladen sollte!
Aurel v. Bismarck

Bayerwaldbote 02.10.2013