Die Königin lässt bitten...

Franz Schnieringer am Spieltisch der Eisenbarth-Orgel
Franz Schnieringer am Spieltisch
der Eisenbarth-Orgel

Zwiesel: Wieder was ganz besonderes war der 3. Abend der "Zwieseler Orgeltage" unter dem Titel "Die Königin der Instrumente".

Im Auftrag Ihrer Majestät, der Eisenbarth-Orgel der Stadtpfarrkirche St. Nikolaus, spielte Franz Schnieringer aus Straubing, der in München Musikwissenschaft und Kirchenmusik studiert hat und in Straubing als Musiklehrer, Ensembleleiter und Organist tätig ist.

Schnieringer brachte ein Programm vornehmlich alter Meister mit, aber auch zwei modernere Werke, unter anderem eine Eigenkomposition.

Mit der selten gespielten (warum eigentlich?) Toccata in g BuxWV 150 von Deterich Hansen Buxtehude begann das sehr schöne Konzert - sehr musikantisch und gar nicht verstaubt kam der Lübecker Großmeister daher, dem Johann Sebastian Bach viele Anregungen zu verdanken hat.

Bei dem Stück und manchen folgenden merkt man Franz Schnieringer seine reichhaltige Cembalopraxis an - was auch der Klarheit im großen Kirchenraum zugute kommt.

Wundervolle Einzelstimmen gab es bei Jan Pieterzon Sweelincks "Unter den Linden grüne" zu hören und die italienischen Stimmen der Eisenbarth-Orgel waren in ihrem Element bei der Bergamasca und der Toccata all' elevatione aus den "Fiori musicali".

Mit teilweise festgesteckten Tönen interpretierte Schnieringer das Bild "Das Ich ist ein Ort" des Passauer Künstlers K. Schleinkofer in seiner Komposition aus dem Jahr 1993.

Bei der Batalla de Sexto Tono des Spaniers José Jiménez kamen die Spanischen Trompeten zum Einsatz.

Sehr schlicht und an barocken Vorbildern orientiert war die sehr schöne Passacaglia des niederbayerischen Komponisten Karl Wimmer.

Mit sächsischem Barock klang das so schöne Konzert aus: Zuerst zwei Choralvorspiele - "Herzlich lieb hab ich dich o Herr" des Bach-Schülers und -freundes Johann Gottfried Walther und "Allein Gott in der Höh' sei Ehr" von Bach selber.

Ebenfalls von Bach war das letzte Werk des offiziellen Programmes, Praeludium und Fuge h-moll BWV 544. Das auf dem Rückpositiv gespielte Praeludium versprühte eine cembalistische Leichtigkeit und Virtuosität und die Fuge hatte ihre Größe.

Nach dem verdienten Beifall gab es als Zugabe Bachs ausgedehnte Choralbearbeitung "Schmücke dich, o liebe Seele". Manche Organisten spielen das schöne Stűck so langsam, dass die Zuhörer einschlafen - Franz Schnieringer nahm ein zügiges Tempo und und registrierte so einfach wie möglich, indem er den Principale des Rückpositivs mit der Holzflöte des Hauptwerks und entsprechenden Registern des Pedals begleitete - mit einer ganz noblen Wirkung. Passender konnte dieser schöne Abend nicht ausklingen!

Aurel v. Bismarck