Musik als Sprache, die verbindet

Grandioses Finale der Orgeltage 2016

Zwiesel. Am vergangenen Erntedank-Sonntag hatte der Förderkreis „Klingende Kirche Zwiesel“ in Zusammenarbeit mit der Katholischen Erwachsenenbildung Regen zum letzten Konzert der diesjährigen Zwieseler Orgeltage geladen – und was war das für ein Finale!
„Die Sprache, die uns verbindet“, so lautete das Motto dieses letzten Abends – und drei Künstler entführten die gut 80 Zuhörer so hinreißend kurzweilig hinein in drei Jahrhunderte der Orgelmusik-Geschichte, dass man einfach nur die Augen schließen und dankbar genießen konnte.

Alexandra Türk-Espitalier (Flöte), Michael Beck (Trompete) und Krzysztof Weronowski-Ptaszynski (Orgel) verbanden hier zwei Nationen, und ihre Instrumente haben gemeinsam, dass sie mit Luft zum Klingen gebracht werden. Aber das ist nur das Äußere – wie sie zusammen musizierten, den prächtigen Einzug der Königin von Saba aus Händels Oratorium vor dem inneren Auge der Zuhörenden lebendig machten, das war schon große Klasse. Und es in der halligen Zwieseler Stadtpfarrkirche so hervorragend hinzubekommen, dazu gehört ein hohes Maß an Professionalität.

Barocke Pracht entfalteten die drei Solisten mit Torellis bekanntem Trompetenkonzert oder mit Blavets feiner französischer Flötensonate. Und das alles ohne Firlefanz und Effekthascherei – diese klare, silbrige Stimme der Flöte und der helle, reine Klang der Trompete dazu, das war Musik zum Niederknien!

Sergej Rachmaninovs „Vokalise“ ließ die Gedanken wandern, Franz Schmidts etwas herbes Präludium mit Fuge rüttelte den Geist auf – und so konnte man sich, auch wenn man seinen Sitznachbarn vielleicht noch nie vorher gesehen hatte, in der einen Sprache der Musik verbunden fühlen und sich anrühren lassen.

Alains „Salve Regina“ für Orgel und Trompete war eingangs noch als Melodie aus dem Gotteslob geläufig, machte sich dann aber selbstständig... und so ging es wie im Flug durch die Musikgeschichte, die immer andere Ausdrücke für das Eine fand. Besonders interessant das Concertino von Horovitz, das sehr jazzige Harmonien vorstellte – faszinierend!

Ja, und auch der Termin passte perfekt – Erntedank. Ist nicht auch Musik eine der edelsten Sprachen, danke zu sagen? Das Auditorium erklatschte stürmisch eine Zugabe. In unseren Breiten derartig hochkarätige Konzerte zu zivilen Eintrittspreisen serviert zu bekommen, das ist alles andere als selbstverständlich und ohne die Organisation und Unterstützung von ehrenamtlichen Kräften vor Ort nicht machbar. Etwas schade fanden es die Verantwortlichen daher, dass keine Vertreter der örtlichen Politik zu dem Konzert gekommen waren.

Magdalena Proft

Bayerwaldbote 05.10.2016