Musikalischer Hochgenuss aus drei Jahrhunderten

Mathias Achatz
Mathias Achatz

Mathias Achatz und Gudrun Forstner spielten zum Auftakt der „Zwieseler Orgeltage“

Zwiesel. Musikfreunde betrachten es als großen Segen, dass es dank des Arbeitskreises Klingende Kirche, der katholischen Stadtpfarrei Zwiesel und der Katholischen Erwachsenenbildung wieder die „Zwieseler Orgeltage“ gibt. In der Stadt gibt es schließlich hervorragende Orgeln, das Eisenbarth-Instrument der Stadtpfarrkirche mit vier Dutzend Registern ist eines der größten in der Umgebung. Zum Auftakt der diesjährigen Orgeltage gab es die beliebte Kombination von Trompete und Orgel zu hören.
An der Trompete war Mathias Achatz zu hören. Er hat nach Abschluss der Berufsfachschule für Musik in Sulzbach-Rosenberg am Münchner Richard-Strauß-Konservatorium Trompete bei Wolfgang Guggenberger studiert und anschließend verschiedene Meisterklassen und -kurse besucht. Er verfügt über reichhaltige Erfahrung, sowohl mit Bläserensembles, als auch als Solist mit Orchester oder Orgel.
An der Orgel saß Gudrun Forstner, die ihren ersten Orgelunterricht mit zehn Jahren bei dem damaligen Regensburger Domorganisten Eberhard Kraus erhalten hat, bevor sie an der Staatlichen Hochschule für Musik in München bei den Professoren Gerhard Weinberger und Franz Lehrndorfer Konzertfach Orgel studierte, außerdem Lehramt für Gymnasien und Kirchenmusik mit Abschluss A-Examen.
Die beiden Solisten hatten ihr Programm geschickt mit einerseits eingängiger Barockliteratur und andererseits nicht so bekannten Werken aus Romantik und Moderne zusammengestellt. Gleich das erste Stück definierte das hohe technische und musikalische Niveau des Abends. Der Trompeter - wegen eines Staus erst eine Viertelstunde vor Konzertbeginn seinem Auto entstiegen - spielte auch hohe Passagen mit einer Leichtigkeit, als wäre es ein Sonntagsspaziergang. Die luftige Lockerheit seines Spiels durchzog den ganzen Abend.
Großen Spaß machte auch die große Orgel der Stadtpfarrkirche: Bei den Sonaten und Konzerten für Trompete setzte sie spritzige Akzente. Mit dem „neoklassischen“ Konzertstück des belgischen Organisten, Komponisten und Pädagogen Flor Peeters bot Gudrun Forstner eine wundervolle Orgelvorführung.
Nach einem gemeinsamen Konzert für Trompete und Orgel des barocken Vielschreibers Georg Philipp Telemann gab es einen „großen“ Bach: Fantasie und Fuge g-moll BWV 542. Die Fantasie ist harmonisch direkt modern, auf einer romantischen Orgel könnte sie auch als Max Reger-Werk durchgehen. Mit der Fuge gelang der Solistin die Quadratur des Kreises: Ein sehr flottes Tempo, aber dank einer geschickten Registrierung immer gut durchhörbar.
Da Trompeter nicht über so viele Literaturauswahl verfügen wie Pianisten oder Organisten, behelfen sie sich auch mit Bearbeitungen. Dank der überzeugenden Interpretation der beiden Musiker klang aber das „Halleluja“ aus Mozarts Motette KV 165 Exultate, jubilate wie ein genuines Stück für Trompete und Orgel. Verträumter Ruhepunkt: Léon Boëllmanns hinreißendes Prière à notre dame aus der bekannten Suite Gothique. Die klanglichen Zutaten - Viole de Gambe, Voix célestes sowie diverse Flöten - sind in der Eisenbarth-Orgel der Stadtpfarrkirche wunderbar vorhanden und klingen sehr authentisch französisch, im Gegensatz zu den deutsch-romantischen Streichern in der Steinmeyer-Orgel der Kreuzkirche.
Zum Schluss präsentierten die beiden Solisten etwas gemäßigt Modernes: Sehr aparte Sätze aus Jan Koetsiers Partita über „Lobe den Herren“. Als Zugabe des schönen Abends erklang das Prélude aus dem Te deum von Marc-Antoine Charpentier, auch als „Eurovisions-Hymne“ bekannt.
 - Aurel v Bismarck

Bayerwald-Bote vom 25.09.2014