Runder Abschluss der Orgeltage

Gestaltete einen würdigen Abschluss der diesjährigen Zwieseler Orgeltage: Thomas Hödl - Foto: Bismarck
Gestaltete einen würdigen Abschluss der diesjährigen Zwieseler Orgeltage: Thomas Hödl - Foto: Bismarck

Thomas Hödl bot bekannte Werke, Geheimtipps und hochkarätige Improvisationen

Zwiesel. Unterschiedlicher konnten die drei Konzerte der diesjährigen „Zwieseler Orgeltage“ nicht sein, und der letzte Abend bot noch einmal etwas ganz Besonderes: Neben Werken großer Komponisten standen auch Improvisationen auf dem Programm.

Die Kenner warteten gespannt auf dieses Abschlusskonzert, denn der Solist des Abends, Thomas Hödl, hat unter anderem bei Wolfgang Seifen studiert, der in Deutschland als der „Godfather“ der Orgelimprovisation gilt. Das Programm enthielt neben Improvisationen und bekannten Werken auch einige Geheimtipps – eher weniger bekannte Komponisten, die es aber wert wären, öfter gespielt zu werden.

Vincent Lübeck war einer der markantesten Vertreter der norddeutschen Schule unter dem Einfluss von Deterich Hansen Buxtehude. Sein schwungvolles Praeambulum E-Dur ist zweifellos eines seiner anspruchsvollsten Stücke. Hödl spielte es sehr klar artikuliert und sehr farbig.

Improvisation ist jahrzehntelang auch unter Kirchenmusikern sträflich vernachlässigt worden; umso schöner ist es, dass wieder vermehrt auch auf Konzertprogrammen Improvisationen auftauchen, also Stücke, die sich der Spieler aus dem Moment heraus einfallen lässt, höchstens mit einem Thema und einer formalen Konzeption vor Augen.

Thomas Hödl hatte eine barocke Partita improvisiert über ein Lied, welches im Gotteslob unter dem Titel „Herr, ich bin dein Eigentum“ bekannt ist und im evangelischen Gesangbuch unter „Straf mich nicht in deinem Zorn“. Nach dem eigentlichen Choral folgten ein Duo, ein Trio, ein sehr gefühlvolles Adagio und zum Schluss eine Variation, bei der die Melodie im Bass mit dem Pedal gespielt wird. Faszinierend, was der Solist sowohl aus dem Thema als auch aus der Orgel herausholte!

Joseph Renner jun. (1868-1934) ist heutzutage fast nur in (katholischen) Kirchenmusikerkreisen ein Begriff. Sein Präludium g-moll ist in ganz deutsch-romantischer Tradition und erklang in einer warmen Grundstimmenregistrierung.

Im ersten Konzert der „Zwieseler Orgeltage“ erklang schon eine Triosonate von Johann Sebastian Bach. Thomas Hödl wählte die beiden letzten Sätze aus der 5. Sonate in C-Dur, die er gleichfalls in einem sehr klaren Duktus vortrug.

Als letztes „geschriebenes“ Werk folgte wieder ein Stück eines nahezu unbekannten Komponisten: die Sonate No. 3 G-Dur über „Allein Gott in der Höh sei Ehr“ des in Pommern geborenen Wilhelm Rudnick. Im ersten Satz schält sich die Choralmelodie langsam aus Motivfragmenten heraus, es folgt ein Trio und ein fulminantes Finale.

Perfekt dazu passte die das offizielle Programm abschließende Improvisation, eine Phantasie im deutsch-romantischen Stil. Nachdem selbst in Deutschland die deutsche Romantik zu Gunsten der französischen zu kurz kommt, war dieses Programm sehr wohltuend, zumal die Eisenbarth-Orgel der Zwieseler Stadtpfarrkirche sehr wohl die verschiedensten Grundstimmenkombinationen zulässt, die für die deutsche Romantik typisch sind.

Nach dem schönen Programm wurde der Solist des Abends nicht eher entlassen, bis er noch zwei Zugaben improvisiert hatte. Ein „runder“ Abschluss der 2017 sehr farbigen Orgeltage!

Aurel v. Bismarck